Ich kann mich an eine Zeit erinnern, zu der Samstag noch regulärer Schulunterricht stattfand. Lediglich der erste Samstag im Monat war arbeitsfrei. Heute diskutieren wir, wie der Schulunterricht entzerrt zur werden kann, um eine Ausbreitung von COVID-19 zu bremsen, aber der schulfreie Samstag scheint inzwischen so heilig wie früher nur der Sonntag. Was für die Schule gilt, kann man selbstverständlich auf viele Tätigkeiten übertragen. Und das würde auch zu einer Entzerrung der Verkehrsbelastungen zu den Stoßzeiten führen.
Ganz aggressiv gedacht, könnte auch ein Modell einer zwei mal drei Tage Woche entstehen. Voraussetzung hier wäre die Ausweitung der täglichen Arbeitszeiten, um den gesamten Arbeitsumfang nicht zu radikal zu reduzieren, wobei ich eine Reduktion sowieso erwarte. Also beispielsweise drei Tage zu zehn oder neun Stunden. Denkbar wären wechselnde Arbeitstage wie Montag, Mittwoch und Freitag bzw. Dienstag, Donnerstag und Samstag oder auch zusammenhängende Tage wie Montag bis Mittwoch und Donnerstag bis Samstag. Mit einem solchen Modell ließen sich auch die Ressourcen am Arbeitsplatz besser nutzen: zwei Mitarbeiten teilen sich einen Schreibtisch, Telefon usw.
Darüber hinaus können Freizeitaktivitäten nun auch an anderen Wochentagen genutzt werden und durch die Entzerrung bei solchen Aktivitäten der Erholungswert steigen. Für Paare und Familien muss jedoch sichergestellt werden, dass auch in solchen neuen Modellen ausreichend gemeinsame freie Tage erhalten bleiben. Warum nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit mit der man samstags zum Einkaufen geht beispielsweise eine Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen oder einen Behördengang erledigen? Ein Besuch bei Tierarzt an einem Samstag ist ja heute bereits üblich, ebenso wie der Friseurbesuch, der dafür montags nur eingeschränkt.
Es braucht Mut, Zeit und einen Anlass, solche Wege zu gehen. Die Widerstände werden erheblich sein und der Schutz vor Ausbeutung und übermäßiger Arbeitsbelastung muss sichergestellt werden. Aber die Chancen und Vorteile solcher Modelle und einer Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Verlängerung von Servicezeiten werden überwiegen. Vielleicht ist COVID-19 ein erster Anlass, solche Schritte zu denken. Nicht als Alternative zu mehr home-office, letzteres wird uns zu einem signifikanten Anteil erhalten bleiben, sondern als Ergänzung.
Burkhard Pollak, Januar 2021
Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es Erich Kästner
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